Darf ich Google Analytics weiter verwenden?

Doch spulen wir zuerst in den Sommer des Jahres 2020 zurück. Und jeder mag doch den Sommer. In genanntem Sommer sprach der Europäische Gerichtshof das “Schrems II”-Urteil. Dadurch wurde die “Privacy Shield” genannte Vereinbarung zwischen den USA und der EU, die den Datenaustausch von Kunden-/Nutzerdaten regelte und als vermeintlich datenschutzkonform galt, gekippt. Schließlich gibt es ein, zwei freundliche US-amerikanische Gesetze, die Behörden wie der Bundespolizei FBI oder dem Nachrichtendienst NSA, die diesen Zugriff auf die Daten gewähren. Sowas finden wir Europäer natürlich nicht so prickelnd.

“Schrems II”-Urteil hebelt die Verwendung von Google Analytics aus

Und genau dieses Urteil hat die Datenschutzbehörde aufgrund einer eingebrachten Datenschutzbeschwerde herangezogen. In der Entscheidung der BSD wird festgestellt, dass zwischen dem Webseitenbetreiber und Google keine angemessenes Schutzniveau im Rahmen der DSGVO gewährleistet wird. Das wird in einer 40-seitigen Begründung schön dargelegt, ist aber für Nicht-Juristen absolut langweilig. Ja, ich habe es mir durchgelesen, aber Spaß, der ist mir keineswegs untergekommen.

Muss ich Google Analytics von meiner Webseite entfernen?

Gute Frage. Vorweg schon einmal, bei uns im Haus sitzen keine Juristen, wir sind Kreative. Deshalb distanzieren wir uns auch von rechtlicher Beratung. Wovon ich dennoch abraten kann: Panikattacken. Diese sind vorerst nicht nötig, da es sich aktuell um die vorgebrachte Datenschutzbeschwerde gegen eine konkrete Webseite handelt. Erschwerend kommt in besagtem Fall dazu, dass durch eine fehlerhafte Konfiguration keine IP-Anonymisierung durchgeführt wurde. Ooops. Glücklicherweise mahlen gesetzgebende Mühlen etwas langsamer als wir in der Wirtschaftswelt. Hundertprozentige Klarheit dürfte wohl noch nicht in den kommenden Tagen zu erwarten sein.

Kann ich mich schon präventiv eine Alternative einführen?

Ja, natürlich. Es gibt zahlreiche Alternativen, Messbarkeit auch ohne Google zu gewährleisten. Einerseits mit Anbietern, die europäische Unternehmen sind und zu 100 % der DSGVO unterliegen und die Daten bspw. in Deutschland lagern. Und wir wissen, die deutsche Gründlichkeit gilt auch bei Daten. Andererseits bietet sich auch eine On-Premise-Lösung an, bei der man das Analyse-Tool auf seinen eigenen Servern betreibt. Supersafe, aber dafür komplexer. Die “eine” Alternativlösung gibt es nicht. Jede Webseite und jeder Kunde hat unterschiedliche Anforderungen. 

Unsere interne Arbeitsgruppe evaluiert laufend und nun mehr denn je, die Möglichkeiten und kann mit jedem Kunden die passende Messbarkeit erarbeiten und umsetzen. Oder bei Google Analytics bleiben. Das geht auch. 

Möchte man Google Analytics weiter verwenden, empfehle ich unbedingt auf ein paar kleine Punkte zu achten:

1. Zustimmung des Nutzers einholen, mittels Consent-, oder wie sie auch genannt werden, Cookie-Bannern.
2. Google Analytics Einstellungen überprüfen. Werden IP-Adressen anonymisiert; wurden die aktuellen Datenverarbeitungsbedingungen bestätigt?
3. Es schadet nie, in seinen Datenschutzbestimmungen die Drittstaaten-Thematik anzuführen.
4. Ein ganz ofenfrische Möglichkeit bietet sich mit Server-Side-Tracking. Damit erhält man mehr Kontrolle über die Daten. Und auch, welche dann wirklich an Analytics gesendet werden.

Natürlich können wir dies gerne gemeinsam überprüfen und updaten. Meine Kolleginnen und Kollegen freuen sich über einen entsprechenden Anruf, eine E-Mail oder eine nachhaltige Brieftaube.

ACC kann keine rechtsverbindliche Auskunft zu dieser Thematik geben. Dazu konsultieren Sie bitte den Juristen Ihres Vertrauens. ACC bietet dafür Möglichkeiten, Messbarkeit mit anderen Tools zu ermöglichen.